3 Schritte zur Radeldemo

Das Radelkollektiv hat 2016 und 2017 in Saarbrücken Radeldemos organisiert, welche im ersten Jahr von 25 und im zweiten Jahr von knapp 200 Personen auf dem Rad unterstützt wurden. 2018 nahmen an 7 Orten (Bexbach, Homburg, Saarlouis, Merzig, St. Ingbert, Lebach und Saarbrücken) im Saarland über 500 Personen teil. Wir schreiben diese Zeilen ganz bewusst, um euch die Befürchtung zu nehmen, dass sich der Aufwand nicht lohnen könnte, weil zu wenig Leute sich beteiligen und eure Botschaft vor Ort daher überhört wird. Kein Angst. Ihr seid nicht alleine und der Aufwand zur Organisation einer Radeldemo ist vergleichsweise übersichtlich!
Hier wollen wir euch zeigen, wie wir in den letzten Jahren vorgegangen sind und wie ihr dies möglichst einfach für eure Orte kopieren könnt. Wenn ihr weitere Fragen habt oder wir mal bei euch vorbei kommen sollen, dann schickt eine Mail an info@radelkollektiv.de

1. Wollen
Wir sind im März 2016 auf das Rad gestiegen, weil in Saarbrücken ein neuer Baudezernent gewählt wurde und wir uns durch ein Demo erhofften, dass die Belange von Radlerinnen und Radlern in der Saarbrücker Politik künftig eine stärkere Unterstützung bekommen würden. Die erste Demo 2016 stand dabei unter dem Motto „Eltern und Kinder für guten und sicheren Radverkehr“, da die Initiative ursprünglich von Eltern mit Kindern kam, welche Bauchschmerzen hatten, wenn die Kinder auf dem Rad im Straßenverkehr fuhren, da richtig gute und sichere Radwege fehlten. Wir sagen an dieser Stelle immer, dass von einer guten Radinfrastruktur für Kinder alle von jung bis alt profitieren. Von Radwegen, auf welchen man ohne Sorgen Kinder fahren lassen kann, profitieren alle Radlerinnen und Radler.

2. Vorbereiten
Gut, dass ihr etwas vor Ort bewegen und für bessere Radverkehrsbedingungen machen möchtet! Wenn ihr noch alleine seid, dann sucht euch noch ein oder zwei Mitstreiter. Das erleichtert euch nicht nur die Vorbereitung, sondern macht auch mehr Spaß. Hört euch mal im Bekanntenkreis oder sprecht andere Radlerinnen und Radler an, ob Sie Lust haben dies zu unterstützen. Wir haben pro Demo ungefähr 100 Stunden Zeit (insgesamt) investiert.
25 % der Zeit haben wir gebraucht für die Erstellung der Plakate und Handzettel und für das Schreiben der dazugehörigen Texte an die Presse. Wir stellen für euch die Plakate zur Verfügung, welche mit euren lokalen Daten angepasst werden können. Pressetexte stellen wir auch zur Verfügung, welche ihr natürlich noch auf eure Stadt oder Gemeinde anpassen solltet. Die Kosten für die Plakate haben wir für die erste Demo 2016 mit knapp 25 Leuten aus eigener Tasche bezahlt. Hat uns knapp 25 € gekostet. Für die zweite Demo 2017 haben wir knapp knapp 200 € für Plakate und Handzettel gezahlt. Die Kosten hierfür haben die Organisationen VCD Saar und ADFC Saar übernommen (Danke nochmals dafür!). Für 2018 rechnen wir an Kosten für die Plakate und Flyer mit knapp 500 €. Diese könnt ihr wie gesagt anpassen und dann vor Ort nutzen.
25 % der Zeit gingen drauf für sonstige organisatorische Arbeiten wie die Festlegung der Demoroute, Anmeldung der Demo beim Ordnungsamt, interne Absprachen und sonstige unvorhergesehene Dinge. Hier geben wir gerne unsere Erfahrungen weiter, z.B. was die Festlegung von Demorouten betrifft, speziell wenn Kinder mit auf dem Rad dabei sind.
50% der Zeit gingen für die Bewerbung der Demo drauf. Sehr wichtig und nicht zu unterschätzen, da man ja auch einige Leute gewinnen möchte. Es empfiehlt sich hier beispielsweise, wenn man immer einen kleinen Packen von Flyern dabei hat, welchen man anderen Leuten auf dem Rad in die Hand drücken kann, wenn man ihnen begegnet mit einem netten Satz und der Einladung zur eurer Radeldemo. Falls ihr Facebook nutzt, könnt ihr eine Gruppe einrichten, in welche sich Interessierte eintragen und über die ihr Informationen streuen könnt. Die Saarbrücker Zeitung und der Wochenspiegel haben Regionalausgaben, mit welchen ihr Gespräche führen könnt und die wahrscheinlich einen kleinen Bericht über eure Aktivitäten im Lokalteil machen. In einigen Orten gibt es auch Lokalradios, die man ansprechen kann. Die Kontakte hierfür haben wir und falls ihr euch im Umgang mit Medien unsicher seid, dann geben wir euch gerne ein paar Tipps vorab. Zur Vorbereitung solcher Gespräche ist es immer gut, wenn ihr euch vorher überlegt, was die Motivation ist, dass ihr eine lokale Radeldemo plant und ein, zwei Beispiele für schlechte (oder auch gute und ausbaufähige) Radverkehrsbedingungen im Ort habt. Bedenken solltet ihr keine haben, dass ihr dort Fachwissen zum Radverkehr präsentierten müsst. Das haben wir als Radelkollektiv aus Saarbrücken auch nicht unbedingt. Dafür sind wir allerdings täglich auf dem Rad unterwegs und bekommen mit, wo Radwege fehlen oder wo die Abstände zu parkenden Autos (dooring) zu knapp sind (ihr habt bestimmt eigene Beispiele, die ihr hier gedanklich aufzählen könntet…).

3. Machen!
Nachdem ihr in den letzten Wochen nun Leuten Flyer in die Hand gedrückt und dazu motiviert habt, dass sie am Tag der Demonstration dabei sind, um ein Zeichen zu setzen für besseren Radverkehr, kommt nun für euch und hoffentlich zahlreiche andere Radeldemo-Gruppen in andere saarländischen Städten und Gemeinden der große Tag! Zum jetzigen Zeitpunkt (Januar 2018) haben wir Anfragen bekommen aus den Orten Bexbach, Dillingen, Homburg, Kirkel, Köllertal, Lebach, Merzig, Saarbrücken, Saarlouis und Wadgassen. Wenn sich in diesen Orten tatsächlich zeitgleich an einem Samstag im Mai 2018 viele Menschen für bessere Radverkehrsbedingungen vor Ort auf das Rad, Laufrad, Lastenrad oder Spaßrad setzen, dann bekommt das Thema gutes und sicheres Radfahren im Saarland hoffentlich noch mal ein bisschen zusätzlichen Schwung. Am Tag selbst sollte ihr pro teilnehmenden 50 RadlerInnen eine/n Ordner/in haben. Ihr habt vorher eine kurze Rede vorbereitet, die Presse noch mal über den Termin informiert und dann haben wir an diesem Tag hoffentlich strahlenden Sonnenschein als Wetter 🙂

Hat es was gebracht?
„Veränderungen geschehen nicht von heute auf morgen, wenn man für bessere Radverkehrsbedingungen im Saarland protestiert.“ – Radelkollektiv

Wir haben für Saarbrücken festgestellt, dass die Radeldemos 2016 und 2017 ein Baustein waren in der Diskussion rund um die Wahrnehmung der Interessen von Radlerinnen und Radlern. Unsere subjektive Meinung ist: Ja, es hat was gebracht und ja, es hat sich ein bisschen was weiter bewegt. Man muss dabei allerdings auch am Ball bleiben. Hierfür lohnt es sich, wenn man sich vor Ort mit anderen Menschen zusammen tut, aber auch schaut, was und wie andere Radlerinnen und Radler im Saarland aktiv werden. Das ehrenamtlich arbeitende Radelkollektiv kann euch dabei bis zu einem gewissen Grad unterstützen, indem es Erfahrungen weiter gibt für eure erste Radeldemo. Mittelfristig wird es jedoch wichtig sein, dass ihr es vor Ort zu eurem eigenen Projekt macht. Saarlandweit zusammen mit Radlerinnen und Radlern an anderen Orten, um der Botschaft mehr Nachdruck zu verleihen, aber letztendlich sind es eure fehlenden Radwege vor Ort, wo sich etwas verbessern muss und die euer Engagement vor Ort erfordern. Wenn euch die Organisation der Radeldemo Spaß gemacht hat, dann würden wir uns freuen, wenn ihr 2019 auch wieder am Start seid 🙂

Euer Radelkollektiv.